Herbst im Kopf – die andere Abschiedsfeier

Gemeinsame Abschiedsfeier lässt Corona nicht zu – Alternativ beschenken Grundschulkinder und Demenzerkrankte sich gegenseitig

„Herbst im Kopf“ – Kinder begegnen dem Thema Demenz – Gewinnbringende Kontakte einer Grundschulklasse mit Demenzerkrankten

Innerhalb des Kooperationsprojekts der Martin Grundschule mit dem Demenzzentrum/Schwerpunkt Beratungs- und Koordinierungsstelle besteht über zwei Schuljahre hinweg der lebendige Kontakt der Schülerinnen und Schüler mit den an Demenz erkrankten Besucherinnen und Besuchern einer Betreuungsgruppe des Demenzzentrums Trier. Das Projekt startete für die Grundschülerinnen und Schüler zu Beginn des dritten Schuljahres mit einer altersgerechten Schulung zum Thema Demenz. Unter fachlicher Leitung der Schwerpunkt-BeKo Demenz gemeinsam mit der Schulleiterin entwickelten die Kinder mit Hilfe verschiedener Medien und Methoden wie Film, Literatur und das praktische Bearbeiten von Fallbeispielen ein Verständnis für die Erkrankung und konnten durch verschiedene Stationen des Demenzparcours zum Beispiel nachfühlen, wie es ist, wenn es „Herbst im Kopf“ ist und bestimmte Erinnerungen und Fähigkeiten bei alten Menschen nicht mehr vorhanden sind.

Wie positiv die Unbefangenheit der Kinder wirken kann, zeigte sich im Anschluss im Rahmen der während der zwei Schuljahre regelmäßig stattfindenden Begegnungseinheiten der Kinder mit den Seniorinnen und Senioren. Nach immer gleichem Rhythmus, wichtig vor allem für die ältere Generation, starteten die Vormittage mit einem Begrüßungslied. Es folgte ein kleines gemeinsames Frühstück bevor dann eine kreative Einheit gemeinsam durchgeführt wurde. Immer ein bis zwei Kinder waren für einen älteren Menschen zuständig. Es wurde gemeinsam, passend zur Jahreszeit, gebastelt, gemeinsam gespielt, gesungen oder aber Bewegungseinheiten z.B. mit Bällen, bunten Tüchern, Kegeln etc. durchgeführt. Vorrangig war das Erleben von Spaß in gemeinsamer Runde, man konnte den Gewinn dieser Begegnungen auf beiden Seiten erkennen. Die Gesichter der älteren Menschen strahlten, sie blühten regelrecht auf und entwickelten teilweise auch fürsorgliche Momente gegenüber den Kindern.

Ein wichtiges Ziel des Projekts, nämlich dass die Schülerinnen und Schüler schon in jungen Jahren eine wertschätzende, respektvolle Haltung gegenüber der älteren Generation entwickeln, wurde in der Praxis schnell erreicht. Sowohl beim gemeinsamen Spiel als auch beim Basteln traten eigene Bedürfnisse der jungen Leute in den Hintergrund. Wichtig war es, dass das kreative Produkt nach den Vorstellungen der Seniorinnen und Senioren mit Unterstützung der jeweiligen Kinder gestaltet wurde oder beim gemeinsamen Spiel auch das Erreichen eines gemeinsamen Ziels angestrebt wurde. Über den Zeitraum von zwei Jahren – eine Verlängerung des Projekts nach einem Schuljahr wurde einstimmig von den Kindern gewünscht – entstanden regelrechte Freundschaften.

Leider konnte die geplante Abschlussfeier am Ende des Schuljahres, bevor die Kinder zur weiterführenden Schule wechseln, aufgrund der Corona Pandemie nicht stattfinden. Stattdessen wurden gegenseitig sehr persönliche Geschenke übermittelt. Die Kinder gestalteten für jeden der ihnen im Laufe der Zeit anvertrauten Seniorinnen und Senioren eine schöne farbig bemalte Karte mit den unterschiedlichsten Motiven wie Regenbogen, Blumen, Tieren und beschrifteten sie auf der Rückseite mit einem jeweils persönlich gestalteten Text, indem sie ihre Dankbarkeit und Freude innerhalb des Projekts ausdrückten. Von Seiten der Organisatoren ist man sich einig, dass diese Kinder den Wechsel zur weiterführenden Schule mit viel Wissen, aber vor allem auch mit einem guten Paket an sozialer Kompetenz verlassen. Sie wurden ernst genommen und haben Wertschätzung für ihr Tun erfahren. Gerade diese Fähigkeiten und Einstellungen sind für unsere Gesellschaft sehr bedeutsam, um den Anforderungen, bedingt vor allem durch den demographischen Wandel, gerecht zu werden und das unterstützende Miteinander zu fördern.